Lasst die Jugendlichen Eltern werden!
Mairi Maniopoulou, Hellenic Zentrum für Meeresforschung, maniopoulou@hcmr.gr
Frau Maria Damanaki, Mitglied der Europäischen Kommission und zuständig für maritime Angelegenheiten und Fischerei, hat sich seit Antritt ihres Mandats zugunsten des Wiederaufbaus gesunder Fischbestände eingesetzt, so dass die europäischen Bürger weiterhin in den Genuss von hochwertigen Meeresfrüchten kommen und die Fischer eine Zukunft haben.
Unter ihrer Verantwortung, seit der Veröffentlichung des äußerst selbstkritischen Grünbuchs im Jahr 2009, wurde die Reform der Gemeinsamen Europäischen Fischereipolitik in unzähligen Sitzungen mit den Beteiligten quer durch die Europäische Union, in den Parlamenten, im Europäischen Rat, mit Organisationen der Zivilgesellschaft und in den Fischereihäfen diskutiert.
Nun, da die Reform von den Institutionen vereinbart worden ist, verlagert sich der Schwerpunkt auf die Umsetzung. Jeder versteht, dass dies nicht nur eine Frage der Verwaltungsvorschriften ist.
Es geht um die Herzen und Köpfe der Bürgerinnen und Bürger, um die Bedingungen der Umsetzung zu schaffen und die moralische Einstellung und die notwendigen Werte zu entwickeln, um uns gemeinsam aus der Krise und auf einen Weg des Wiederaufbaus, der Heilung und der verantwortlichen Nutznießung zu bringen. Die Reform geht in die richtige Richtung, hat aber auch einige Schwächen, die am besten durch breit angelegte kritische Auseinandersetzung der Bürger angegangen werden können. Im Übrigen, wem „gehören“ die Fische, wenn nicht der Öffentlichkeit. Diese muss in stärkerem Maß ihre Verantwortung ausüben, u.a. durch eine bessere Nutzung der Forschungsergebnisse und durch Zusammenarbeit über das gesamte Interessenspektrum, um robuste Lösungen für die gegenwärtige Krise zu finden..
Darum ging es bei der Veranstaltung in Athen am 17. März. Im Kulturzentrum „Technopolis“ sollten sich die Bürger unter dem Motto engagieren „Lasst die Jugendlichen Eltern werden“. Der Event fand im Rahmen des neuen pan-europäischen Kampagne „Unzertrennlich“ statt, die das Bewusstsein über nachhaltige Praktiken in der Fischerei, im Konsum und im Handel schärfen sollte. Es ging auch darum, wie man noch breitere öffentliche Unterstützung für die Umsetzung der Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik erzielen kann. Ein großes Spektrum von Akteuren nahm an der Veranstaltung in Athen teil.
Fischer, Wissenschaftler, Köche, Fischhändler, Lehrer, Schüler, Verbraucher und Organisationen der Zivilgesellschaft fühlten sich nachhaltigem Fischkonsum verpflichtet. Im Rahmen der Veranstaltung ernannte Frau Damanaki drei griechische Chefköche zu Goodwill-Botschaftern der EU für eine nachhaltige Fischerei. Es sind Frau Argiro Barbarigou und die Herren Lefteris Lazarou and Dimitris Skarmoutsos.
Das Ziel dieser neuen Anstrengungen ist es, Verbraucher und Fischer gleichermaßen dazu zu gewinnen, NEIN zu kleinen Fischen zu sagen, die sich noch nicht haben vermehren können. Auf diese Weise kann der Wiederaufbau der Fischbestände des Mittelmeeres erfolgen, die zZt. zu 80 % überfischt sind..
In diesen Zeiten der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Not, ist die aktive Schonung der Jungfischen eine Notwendigkeit für die Erhaltung des reichen kulturellen Erbes der Küsten- und Fischereigemeinschaften und des Lebensunterhalts der Fischer selbst, jetzt und in der Zukunft.
Der Minister für ländliche Entwicklung und Ernährung, Prof. Dr. Athanasios Tsaftaris, unterstrich seine Unterstützung für die Initiative und erläuterte die Maßnahmen, die die Regierung in dieser Hinsicht unternimmt.
Prof. Konstantinos Stergiou, Direktor des Instituts für biologische Meeresresourcen und Binnengewässer des Hellenischen Zentrums für Meeresforschung (HCMR), betonte die verheerenden Auswirkungen des Verzehrs von untermaßigen Fischen, und erklärte, warum wir unsere Gewohnheiten ändern müssen, damit wir so nachhaltigen Konsum erreichen. Viele Menschen hätten vielleicht nicht vollständig die Folgen realisiert oder wären sich sogar die Tatsache nicht bewußt gewesen, dass sie Fischbabies assen. Aber nach der Präsentation war jedem klar, warum es vorteilhaft und notwendig ist, die Babys zu geschlechtsreifer Größe wachsen und sich fortpflanzen zu lassen. Tatsächlich ist das die beste Investition, um auch in Zukunft guten Fisch essen zu können.
In Vorbereitung der Veranstaltung hatte Mundus maris gemeinsam mit Prof. Dr. Stergiou und seinen Forschungsgruppen in Thessaloniki und Athen und mit der FishBase Informations- und Forschungsgruppe (FIN) auf den Philippinen zusammengearbeitet, um ein Fischlineal zu entwickeln, das die Mindestgröße anzeigt, ab der sich die bevorzugten Fischarten in griechischen Gewässern fortpflanzen. Farbige Bilder der Fischarten sind auf dem Lineal mit dem griechischen Namen und der Angabe der Mindestgröße gedruckt, um die Identifizierung der Fische und die Nutzung des Lineals zu erleichtern.
Für einige Arten fällt dieses biologische Minimum mit der gesetzlichen Mindestanlandegröße zusammen, die in einem Verwaltungsprozess bestimmt wurde.
Beunruhigender ist, dass für eine ganze Reihe dieser Arten jedoch die gesetzliche Mindestgröße viel zu klein ist und damit perverserweise die Überfischung der Jungfische fördert.
Der schlimmste Fall ist die Zahnbrasse (Dentex dentex): es ist ‚legal‘, Babybrassen mit einer Länge von nur 8 cm anzulanden, während die biologische Mindestgröße 42,5 cm ist; mehr als fünf Mal größer!
Einigen anderen Arten geht es nicht viel besser. Unter ihnen sind die Gewöhnliche Rotbrasse (Pagrus pagrus), die mindestens 37 cm lang sein sollte, mehr als das Doppelte der gesetzlichen Mindestanlandegröße von 18 cm, und die zwei Makrelenarten (Mittelmeermakrele – Scomber colias – und die Gemeine oder Atlantik-Makrele – Scomber scombrus). Die Makrelen dürfen offiziell ab 18 cm Länge angelandet werden, während die Aufrechterhaltung einer gesunden Bevölkerung eine biologische Mindestgröße von mehr als 27 cm erfordert.
Nachdem wir das realisiert haben, verstehen wir alle besser, warum die Fischbestände in Griechenland weitgehend zusammengebrochen und daher die Fischpreise auf einem Rekordhoch sind. Die Behörden sind daher aufgefordert, die gesetzlichen Mindestgrößen angelandeter Fischarten sofort nach der biologischen Mindestgröße auszurichten und Meeresschutzgebiete zu etablieren, um die Heilung der Natur und der Meeresökosysteme zu ermöglichen dadurch dass sie sich selbst wieder regenerieren.
Griechische Fischliebhaber, Kinder und Touristen werden froh sein zu sehen, wieder Fische in Hülle und Fülle zu erleben – die Fischer selbst sollten den Strohhalm ergreifen, um eine Zukunft in ihrem Beruf oder mit ihrem Hobby erleben zu können. Fischlineale wurden an das Publikum verteilt, das an der Veranstaltung teilgenommen hat.
Lehrer und Schüler äußerten ihre Begeisterung und großes Interesse an der Verwendung des Fischlineal für Bildungszwecke und den täglichen Gebrauch zu Hause als Hilfsmittel, um nur ausgewachsene Fische zu konsumieren. Das Fischlineal ist auch ein sehr wichtiges Instrument für Köche. In der Schule für Chefköche soll es bei der Ausbildung der Studenten als notwendiges Instrument ihrer Küche verwendet werden.
In der Veranstaltung anwesende Fischer haben ebenfalls ihr Interesse für seine praktische Anwendung auf dem Boot gezeigt. Sie kommentierten, dass die Fischlineale einen Aufkleber auf der Rückseite haben sollten, um sie besser direkt auf dem Bootkante anbringen zu können. Diese Fixierung würde die Nutzung besonders in kleinen offenen Booten sehr erleichtern. Das ist eine willkommene Idee für die weitere Verbesserung der nächsten Ausgabe. In der Zwischenzeit vertrauen wir ihren Einfallsreichtum, um selbst eine Lösung für die Befestigung zu finden.
Griechische Schüler, zusammen mit den „Lehrern für Europa“ (Teachers 4 Europe), wollten, dass ihre Eltern, Lehrer und Politiker das Motto „Keine Jungfische!“ ernst nehmen. Sie zeigten Videos, Grafiken und Präsentationen, um auf ihre darauf abzielenden Aussagen aufmerksam zu machen.
Im Bereich „Wissen“ verbreitete das Hellenischen Zentrums für Meeresforschung Unterrichtsmaterial für Kinder, um das Bewusstsein dieser Zielgruppe und der breiteren Öffentlichkeit in Richtung Nachhaltigkeit zu schärfen. Es gab vielfältiges Lehrmaterial, unter anderem das Fischlineal und das Mundus maris Babyfisch Lesezeichen. Besondere Aufmerksamkeit wurde auf FishBase gelenkt, die frei zugängliche Informationsplattform im Internet für alles, was Sie schon immer über Fische wissen wollten.
Im Bereich „Präsentationen“ stellten WWF – Griechenland, in Zusammenarbeit mit AB Vassilopoulos, Fischvermarktungs-Unternehmen „Manios“ und dem Forschungsinstitut für Fischerei (FRI ) ihr Projekt für die Verbesserung der Nachhaltigkeit der Fischereiflotten vor.
Der Europäische Netzwerk der Fischereiregionen (FARNET) präsentierte drei seiner Projekte vor, nämlich die Verarbeitung, Verpackung und Standardisierung von Fischprodukten in Thessaloniki, alternativer maritimer Tourismus in Lesbos, und die Förderung der Fangfischerei und der Aquakultur in Zypern.
Der Bereich „Verantwortlich verkaufen und kaufen“ gab mehreren griechischen NROs die Gelegenheit, ihre Arbeit zum Schutz der Meeresumwelt vorzustellen, während Greenpeace und WWF interaktive Spiele und ein Quiz über die nachhaltige Fischerei sowie Fischlineale anboten, um die Verbraucher zur Vermeidung des Kaufs untermaßiger Fische zu befähigen.
Im Bereich „Verantwortlich essen“ begeisterte die Anavissos Schule für Chefköche das Publikum mit sechs verschiedenen Rezepten mit nachhaltigen Fischprodukten. Sie testete auch das Wissen der Besucher mit einem Quiz der Aromen.
Wenn Sie helfen wollen, junge Fische wachsen zu lassen bis sie erwachsen sind oder auf andere Weise für den Schutz der Ozeane eintreten wollen, schicken Sie eine E-Mail an die Autorin, um ein Fischlineal zu bekommen (100 cm, auf wasserdichtem Material gedruckt).
Meeresfrüchte, die wir essen
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