Auf Einladung von Prof. Madan M. Dey, Vorsitzender des Fachbereichs Agrarwissenschaften an der Texas State University in San Marcos, besuchte Mundus maris-Vizepräsidentin Prof. Stella Williams am 13. April 2023 den Campus. Bei dieser Gelegenheit unterrichtete sie eine Klasse von Postgraduierten aus Indien, Bangladesch und den USA und fasste einige ihrer vielfältigen Forschungs-, Lehr- und Lebenserfahrungen im Bereich der Förderung von Frauen und Jugendlichen in der Landwirtschaft und deren Unterstützung beim Hineinwachsen in Führungspositionen zusammen. Der Schwerpunkt lag dabei auf Nigeria.
Trotz des Reichtums an Bodenschätzen spielt die Landwirtschaft nach wie vor eine wichtige Rolle in der nigerianischen Wirtschaft und sichert den Lebensunterhalt eines großen Teils der Bevölkerung, insbesondere in ländlichen Gebieten. Frauen und Jugendliche sind mit zahlreichen Schwierigkeiten konfrontiert, obwohl sie den größten Teil der Arbeit in den Familienbetrieben leisten. Zum Teil als Folge der traditionellen Kultur werden Frauen in ihrer Rolle als Ernährerinnen in der Lebensmittelproduktion, -verarbeitung und -vermarktung wenig anerkannt. Das wirkt sich nachteilig auf ihren Zugang zu Ausbildung, Krediten und Märkten aus.
Die 2013 von Stella Williams gegründete Initiative NiWARD – Nigerian Women in Agriculture Research and Development – bietet Mentoring für talentierte Forscherinnen in der Landwirtschaft. Die Initiataive hat sich zu einem wichtigen Unterstützungsnetzwerk entwickelt, das nicht nur für die Mentees und ihre Mentoren, sondern auch für die landwirtschaftliche Entwicklung des Landes spürbare Vorteile bringt. Ein besonderes Augenmerk wird auf junge Menschen gelegt, um sie davon abzuhalten, das Land auf der Suche nach besseren Entwicklungschancen zu verlassen.
Der zweistündige Kurs bestand nicht nur aus einem Vortrag, sondern bot auch Gelegenheit zu einer interaktiven Diskussion. Dabei wurde das Gespräch auf an die natürlichen Ressourcen angrenzende Bereiche, wie etwa die Fischerei, ausgeweitet. In diesem Zusammenhang konnte Stella Williams etliche Erfahrungen weitergeben, wie man Aktionsforschung mit Kleinfischern betreibt und ihre Fähigkeiten zur Verteidigung ihrer Rechte durch kollektives Handeln stärkt. Diese Vorgehensweise verdeutlicht, dass Mundus maris Feldaktivitäten mit akademischer Arbeit verbindet, z. B. durch die Einbindung von Forschern auf Konferenzen.
Prof. Williams ermutigte die Studenten und Studentinnen, den Weltozeantag am 8. Juni zu feiern. Das diesjährige UN-Motto lautet „Planet Ozean: Die Gezeiten ändern sich“, denn die wichtigen globalen Vereinbarungen der letzten Monate geben Anlass zur Hoffnung, dass wir beim dringenden Schutz der biologischen Vielfalt und der Ozeane vorankommen werden. Diese Hoffnungen ruhen insbesondere auf dem im Dezember 2022 verabschiedeten Globalen Biodiversitätsrahmen von Kunming und Montreal (Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework) sowie auf dem am 4. März 2023 geschlossenen Übereinkommen zur Gewährleistung der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der biologischen Vielfalt in Meeresgebieten außerhalb der nationalen Gerichtsbarkeit (BBNJ) (Agreement to ensure the conservation and sustainable use of biodiversity in marine areas beyond national jurisdictionn(BBNJ)). Am Weltozeantag 2023 sollte es also darum gehen, das Ruder herumzureißen, indem schnelle Ratifizierungen und Vorbereitungen für die vollständige Umsetzung des Schutzes von 30 % des Ozeans, der alle Arten von Ökosystemen umfasst, bis 2030 gefördert werden.
Im Anschluss hielt Stella einen einstündigen Vortrag für alle Teilnehmer auf dem Campus im Rahmen des Seminars „Global Agricultural Leadership“ der Universität mit dem Schwerpunkt auf Frauen- und Jugendförderung. Rund 50 Studierende, die Dozentenschaft, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nahmen daran teil. Der Dekan bedankte sich anschließend für den inspirierenden Vortrag und deutete an, dass solche Erfahrungen auch für die Zusammenarbeit mit anderen Ländern nützlich sein könnten. Eine Studentin äußerte sich zufrieden darüber, dass sie neue Ideen für die Zeit nach dem Studium erhalten hätte. Die Folien sind hier verfügbar.
Deutsche Übersetzung von Claudia Mense.