Expeditionen in Ästhetik und Nachhaltigkeit
Die Ausstellung ist auf die Suche nach Antworten auf die Krise ausgerichtet, mit der wir konfrontiert sind, ob es sich um die Finanzmärkte, Wasser, Armut oder Klimawandel handelt. Adrienne Goehler, ehemalige Präsidentin der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg und heute als freie Autorin und Kuratorin tätig, schlägt vor, mit künstlerischen und ästhetischen Mitteln zu reagieren. Sie ist die Herausgeberin des Katalogs der internationalen Ausstellung, die erstmals am 2. September 2010 in den Uferhallen in Berlin-Wedding, Deutschland, eröffnet wurde. Sie dauerte bis zum 10. Oktober 2010.
Die Ausstellung und das Katalog-Paket zeigen künstlerische Praktiken, die zum Schutz des Planeten vor Übernutzung der Ressourcen beitragen und ein neues Denken und Handeln über das Konsumentenverhalten beitragen, vor allem, aber nicht nur, in den wohlhabenden westlichen Gesellschaften. Jedes Stück und jede Installation in der Ausstellung hat eine eigene Geschichte zu erzählen. Jennifer Allora aus Philadelphia und Guillermo Calzdilla aus Kuba tragen „Under Discussion“ bei. Die Arbeit zeigt einem umgestürzten Konferenztisch mit Außenbordmotor und Ruder nachgerüstet, die auch das emblematische Bild für die gesamte Ausstellung wurde. „Under Discussion“ wurde inspiriert durch den erzwungenen Abzug des US-Militärs aus der Puerto Ricanischen Insel Vieques und den Kampf darum, die kontaminierte und stark bombardiert Insel wieder in einen Raum zu verwandeln, der Menschen und Tieren wieder Leben erlaubt. So symbolisiert der umgedrehte Tisch, in ein experimentelles Boot verwandelt, die Änderung der Nutzung und des Wissen unter wechselnden Umständen und erinnert an die ersten zivilen Proteste der Fischer-Bewegung gegen die ökologische Zerstörungen durch die Bombardierung.
Unter den ausgestellten Arbeiten ist auch „Flooded McDonald’s“ von der Gruppe Superflex aus Dänemark, der Bjoernjerne Christiansen, Jacob Fenge und Rasmus Nielsen angehören. Laut Katalog benutzt die Arbeit Schnitt- und Kameraführungstechniken von Hollywood Katastrophenfilmen. Dadurch schafft „Flooded McDonald’s“ eine packende Untersuchung der Folgen des Konsums, wenn der Pegel im getreuen Nachbau eines McDonald’s ansteigt, bis Pommes frites und andere Lebensmittel und die Möbel an der Oberfläche herumschaukeln.
Durch die Verweigerung eines elitären Ansatzes der Kunst war die Ausstellung auch von Workshops mit Kindern und Jugendlichen, Podiumsdiskussionen mit Vertretern aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft, Stiftungen, Unternehmen und Zivilgesellschaft begleitet. Eine abgestimmtes Filmprogramm lieferte weitere Denkanstöße. Darüber hinaus wurden bewusst die traditionellen Grenzen zwischen künstlerischer und technologischer Kreativität, Ideen und Praxis in Frage gestellt. Etwa vierzig künstlerische Aussagen bilden den Kern der Ausstellung. Von den beteiligten Künstlern waren unter anderem Nèle Azevedo, Richard Box, Ines Doujak, Adib Fricke, Till Krause, Klara Hobza, Lukas Feireiss und viele andere bei der Eröffnung anwesend.
Es dauerte drei Jahre, die wichtigsten Kunst-Organisationen und Sponsoren davon zu überzeugen, sich in dem Projekt zu engagieren, das von Stiftung Forum der Kulturen zu Fragen der Zeit vorgetragen wurde. Als es soweit war, wurde das Projekt von der Deutschen Kulturstiftung des Bundes gefördert. Das Umweltbundesamt Dessau, die Heinrich-Böll-Stiftung, die Bundeszentrale für politische Bildung, Goethe-Institute in verschiedenen Ländern, der WWF und viele andere unterstützen das Projekt nunmehr.
Die Ausstellung wurde nach dem Berlin-Deput anschließend auf Tournee in mehreren deutschen Städten gezeigt, darunter im Wendland, in Dessau, Bremen und Hamburg. In Zusammenarbeit mit den Goethe-Instituten sind für Februar und März 2012 Austellungen in Mumbai, Indien, und im Mai-Juni 2012 in Addis Abeba, Äthiopien, geplant. Beijing, China, soll als weitere Station folgen.
Kein gewöhnlicher Katalog
Darüber hinaus ist das begleitende Buch-Paket nicht nur ein gewöhnlichen Führer zur Ausstellung. Das Paket besteht nicht nur aus einem zweisprachigen Katalog mit ordnungsgemäßen Präsentationen der Autoren und ihrer Werke, sondern auch einen Lesebuch, einem Malbuch für Kinder und Anweisungen für die Montage eines Windrads, komplettiert mit einer Schrift mit Gedanken zur Gründung eines Fonds Ästhetik und Nachhaltigkeit. Diese Bestandteile sollen die Positionen der Ausstellung noch erweitern. Das Buch ist im Hatje Cantz Verlag mit Unterstützung der Heinrich-Böll-Stiftung veröffentlicht. Diese Katalog Publikation wurde im November 2011 mit dem iF-Award ausgezeichnet, nachdem ihr bereits weitere Preise verliehen worden waren, nämlich die Art Directors Club Award 2011 und die red-dot-award 2011.
Mundus maris hat einen Beitrag zum Lesebuch ‚Wer Fisch essen will, muss zum Einkaufen ein Lineal mitnehmen“ beigesteuert. Cornelia E. Nauen, Rainer Froese und Claudia Wosnitza-Mendo sind die Autoren. Das als Faksimile reproduzierte Lineal auf der linken Seite wurde zuerst von den Verbraucherschutz-Zentrale in Hamburg in Zusammenarbeit mit dem internationalen Forschungsprojekt INCOFISH bestaltet, das vom 6. Europäischen Forschungsrahmenprogramm finanziert und von Rainer Froese und Silvia Opitz vom IFM-GEOMAR geführt wurde.
Hier ist der Beitrag: