Teilnahme von Mundus maris und Interview mit dem Künstler THIA, ein Partner der Initiative.
Die dritte Ausgabe des Festivals „Erinnerung an den Penc und die Dörfer in Dakar“ fand am 17. Juli 2012 im Großen Theater in Dakar statt. Penc ist ein Palaverplatz unter dem traditonellen Baum. Mundus mariswar offiziell eingeladen und wurde von Aliou Sall, Vizepräsident, vertreten.
Die drei Slogans des Festivals waren (i) Für die Aufwertung des kulturellen Erbes der Lebus; (ii) Die Konsolidierung der Beziehungen des gegenseitigen Verständnisses und der Solidarität in der Lebu Familie, und (iii) Die kulturelle Renaissance des Senegal und Afrikas. Dieses Fest fand unter der Schirmherrschaft von Lebu Würdenträgern und bekannten Persönlichkeiten statt. Das Programm hatte mehrere Komponenten: (i) Ausstellungen durch die Jahrhunderte; (ii) Reden und Erklärungen von Intellektuellen, volkstümlichen Sprechern und traditionellen Führern, und (iii) kulturelle Aktivitäten.
Die folgenden Persönlichkeiten der Lebu Gemeidoye und Mbaya Mbongue, die Sänger Ndiouga Dieng, Barham Ciss und Tamsir Fall, Ringer-Champion Manschaft wurde nahmen teil: der alte Tambourmajor Old Seng Faye, die Sängerinnen Deme Kayahara, Astou Nme Gorgui Ndiaye, der Griot der panegyristischen Gemeinschaft Moustapha Dieng, Maggy Demb der Thiossane Tanztruppe aus Yoff, Saf Niep aus Ouakam und Deggo aus Ngor und schließlich die Musiker Souleymane Faye, Makhou Lébougui, Gorgui Ndiaye, Shula Ndiaye und Pape Fall.
THIA ist ein senegalesischer Künstler, der seit etwa drei Jahren mit Mundus maris in den Projekten zusammearbeitet, die im Senegal umgesetzt werden. Er hat bereits eine lange und vielseitige Karriere in verschiedenen Kunstsparten hinter sich. Eine Konstante war sein Interesse an sozialen Fragen. Im Jahr 2010 veröffentlichten wir ein kurzes Profil mit den wichtigsten Schritten seiner Karriere: hier klicken.
Er richtete seine Ausstellung im FESPENC zum Thema der Beziehung zwischen dem Lebus und das Meer aus. THIA drückt dies insbesondere durch die Zentralität der Piroge in der Beziehung mit dem Meer und die Bedeutung der Suche nach einem Gleichgewicht zwischen Tradition und Moderne aus. Diese Themen waren im Mittelpunkt der verschiedenen Arbeiten, die er zeigte. Wir erwähnen hier nur drei, nämlich die PIROGUE, eine Installation auf der Grundlage der wiederverwendeter Materialien, einschließlich eines alten Kanus von maximal drei Metern, das traditionell in der Tages-Küstenfischerei (mit Angelfischerei und Stellnetzen) eingesetzt wurde.
WACHE ist ein Gemälde über traditionelle Praktiken, die naturschonend waren, während NDOEP eine Sitzung des Ndoep der Priesterin Mutter Adja Ndatté darstellt: es ist eine therapeutische Sitzung, in der die Priesterin den bösen Geist derjenigen austreibt, die psychisch krank sind.
Am Ende unseres Besuches der THIA Ausstellung, hat er uns das folgende Interview gewährt.
MM – F: Herr Mamadou Ndiaye, Sie sind besser unter Ihrem Künstlernamen THIA bekannt. Sie haben bereits eine lange Karriere hinter sich. Durch Ihre künstlerische und gesellschaftliche Laufbahn zog sich wie ein roter Faden Ihr soziales Engagement für die Ausgegrenzten, seien sie Straßenkinder, denen Sie eine praxisnahe Handwerks- und Kunstausbildung haben zuteil werden lassen, oder seien es andere soziale Probleme, an die sich Ihre Kunst richtet. Heute stellen Sie über die Fischerei. Was interessiert Sie am Problem der Fischerei?
A: Zuerst möchte ich unterstreichen, dass ich in diesem Umfeld zu Hause bin, da meine Eltern Nyominkas sind. Das eine der drei traditionellen Fischergemeinschaften im Senegal. Und wie Sie wissen, sind die Nyominkas über die Fischerei hinaus Menschen des Wassers, weil sie die Meere und Flüsse beherrschen. Das ist leicht verständlich für diejenigen, die eine Vorstellung von der Lage der Saloum-Inseln haben. Trotz dieser natürlichen Nähe muss ich doch sagen, dass mein Kontakt mit Mundus maris in mir Dinge geweckt hat, die ich verinnerlicht hatte und die für mich als Person mit einem Hintergrund aus der Welt der Fischerei und von den Leuten des Wassers allgemein offensichtlich schienen. In der Tat hat mich meine Verbindung mit Mundus maris in den letzten drei Jahren davon überzeugt, mich mehr in Kunstwerke zu investieren, die dem Thema des Meeres und der Symbolik des Meeres verbunden sind. Diese Zusammenarbeit mit Mundus maris war mir sehr nützlich und hat zur schrittweisen Verwirklichung der Gemälde geführt, die sich ausschließlich mit Fragen der Fischerei auseinandersetzen. Dazu kommen einige andere Stücke, die sich speziell mit der Symbolik und Phantasie befassen, die das Verhältnis der Küstengemeinden mit dem Meer charakterisieren. Die Bilder, die Sie gesehen haben, sind das Ergebnis dieser Zusammenarbeit mit Mundus maris. Sie ist ein günstiger Faktor für die Entstehung einiger Ideen, die ich noch im Kopf habe, denn wie ich sagte, ich bin immer vom Meer inspiriert, weil es meine Natur ist.
MM – F: Was ist die Kernaussage der letzten Ausstellung?
A: Meine letzte Ausstellung – das ist die, die Sie gerade besucht haben – konzentriert sich auf das Meer. Wie Sie beobachtet haben wollte ich die beiden Dimensionen integrieren, die Umwelt und die Kultur. Tatsächlich hat ein anderer Ansatz mich seit einiger Zeit näher an Greenpeace herangeführt, die mir Unterstützung bei der Vorbereitung dieser Ausstellung gegeben hat. Greenpeace als Organisation hat sich einen guten Ruf durch seine wichtige Lobbyarbeit zugunsten der Natur aufgebaut. Deshalb können wir nicht durch diese Ausstellung gehen, ohne uns von dem Teil über die negativen Auswirkungen einiger verbotener Fanggeräte wie Monofilament-Nylonnetze angezogen zu fühlen.
Tatsächlich als Künstler und folglich als eine Person mit dieser Rolle als Meinungsführer, kann ich nicht die Gelegenheit dieses Festes nicht verpassen, um ein starkes Signal bezüglich der Wirkung der verbotenen Fanggeräte auf die marinen Ökosysteme zu setzen. Ich wollte eine starke Botschaft über manche schlechten Fangmethoden und deren Folgen aussenden. Ich wollte auch die Menschen wieder an die folgende Tatsache erinnern: „Das räuberische Verhalten der heutigen Ressourcennutzer, die keinerlei Respekt gegenüber der Natur haben, geschweige denn eine Sorge um die Zukunft, hat nichts mit dem Verhalten unserer Vorfahren zu tun.“
Auf einigen meiner Bilder wie Wache, zeige ich, wie die Laichgebiete sowie die Fischereipraxis während der Brutzeit durch von der Gemeinde anerkannte und ausgewählte Hüter reguliert wurde – Familien mit Fachwissen, denen daher diese Verantwortung übertragen wurde. Dies galt für die Familie Diop in Yoff, die diese Regulierungsfunktion innehatte, oder wenn Sie wollen, die Wache war, um die Schließung des Zugangs zu Brutgebieten zu gegebener Zeit zu erlassen. Hier sehen Sie wie sehr ich im Einklang mit Mundus maris stehe: Mundus maris fördert nicht nur die Artenvielfalt, sondern legt Wert auf kulturelle Vielfalt und auch auf indigenes Wissen. Einiges dieses Wissens, wenn aufgewertet, könnte zu einem besseren Ressourcenmanagement beitragen.
Die verschiedenen Themen meiner Bilder, die Sie gerade gesehen haben, verdeutlichen die Bedeutung, die ich dem kulturellen Erbe der Leute des Meeres beimesse. Gleichzeitig spiegeln sie diese enge – leider wenig bekannte – Beziehung zwischen Tradition auf der einen Seite und kollektiven Bewusstsein gegenüber der Umwelt auf der anderen. Das gilt für meine Gemälde mit Themen wie (i) Petition, (ii) Konsens; (iii) Wache; (iv) Berufe; (vi) Evolution und Freiheit, und schließlich (vii) der Ndoep mit der Priesterin Adja Ndatté.
MM-F: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
A: Ich habe mehrere Projekte im Kopf. Aber kurzfristig bin ich jetzt darauf konzentriert, das Festival der Gemeinschaften in Zusammenarbeit mit der Stadt Dakar vorzubereiten. Wie Sie wissen, soll dieses Festival in ein paar Monaten stattfinden. Verschiedene sozio-kulturelle Gruppen in der Stadt Dakar werden teilnehmen. Wir hoffen, eine aktive Beteiligung von Mundus maris zu sehen, da Sie im Senegal vertreten sind.
MM: THIA, vielen Dank für das Interview.
A: Danke auch.
Aliou Sall stellte die Fragen für Mundus maris.