So lautete der Titel eines spannenden Workshops, der vom 3. bis 7. Februar 2025 von Wissenschaftlern aus den Sozial-, Geistes- und Naturwissenschaften im Lorentz-Center in Leiden, Niederlande, veranstaltet wurde. Die insgesamt 45 Teilnehmer waren Wissenschaftler, Forscher und Verantwortliche aus verschiedenen Disziplinen, gesellschaftlichen Bereichen, Kontinenten und Generationen, die gemeinsam über die Beziehungen zwischen Mensch und biologischer Vielfalt auf verschiedenen Ebenen reflektieren und diskutieren wollten. Sie versuchten, die Verbindung zwischen verschiedenen Formen von Wissen und Fachkenntnissen zu verstehen und zu erkunden, wie sie ihre unterschiedlichen Einsichten einbringen können – von der oft verborgenen, aber einflussreichen Welt der Mikroorganismen bis hin zur auffälligeren Flora und den emblematischsten Tierarten.

Erfreulicherweise wurden nur wenige Impulsvorträge im Plenum gehalten. Die meiste Arbeit fand in stets wechselnden Gruppenkonstellationen statt, um ein Maximum an Gelegenheiten zu bieten, unterschiedlichen Perspektiven zu begegnen, zu diskutieren und nach einem gemeinsamen Verständnis zu suchen. Der Einsatz einer Reihe von Hosting-Technologien mit unterschiedlichen Gruppenaufgaben und Rückmeldungen an die anderen Teilnehmer sorgte für einen sehr dynamischen Arbeitsablauf.

Das ausdrückliche Ziel war es, genügend Gemeinsamkeiten zu finden, um ein Positionspapier zur Veröffentlichung zu erstellen, das einen bedeutenden Schritt in Richtung der Schaffung eines neuartigen gemeinsamen Aktionsraums machen könnte, indem es identifizierte Blockaden in verschiedenen Bereichen anspricht. Diese können u. a. an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik bzw. Regierung oder zwischen Wissenschaft und Industrie liegen. Die Beseitigung dieser Blockaden ist wichtig, da die Analyse der Aktionspläne und Verpflichtungen nicht ausreicht, um die Entwicklung hin zu einer drastischen Verringerung des Artenverlustes und zur Wiederherstellung der Ökosysteme zu beschleunigen. In diesem Zusammenhang wurde auch die mögliche Bedeutung der Finanzierung erörtert.

Cornelia E. Nauen von Mundus maris war eine der eingeladenen Teilnehmerinnen, die den Schwerpunkt auf mögliche Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt der Meere und der handwerklichen Fischer in vielen Teilen der Welt legte. Diese sind direkt von gesunden Ökosystemen abhängig, die wiederum von einer reichen biologischen Vielfalt leben. Natürlich konnte nicht unbemerkt bleiben, dass inzwischen 1270 Meeresfische und wirbellose Tiere auf der Roten Liste der IUCN stehen, während es vor 10 Jahren nur 550 Arten waren. Viele weitere Arten konnten nicht vollständig bewertet werden, weil sie als datenarm gelten.

In diesem Zusammenhang ist es höchst besorgniserregend, dass trotz der großen Anstrengungen von Organisationen der Zivilgesellschaft und Forschern, die sich für die handwerkliche Fischerei und ihre typischerweise selektiven und schonenden Fanggeräte einsetzen, handwerkliche Fischer, Männer und Frauen, nur selten Gehör finden, wenn relevante Entscheidungen getroffen werden.

Entscheidungen, die sich auf die Ressourcen der biologischen Vielfalt und ihre Lebensgrundlage auswirken und dies trotz der Feierlichkeiten anläßlich des zehnjährigen Bestehens der Freiwilligen Leitlinien für eine nachhaltige handwerkliche Fischerei im Rahmen der Ernährungssicherheit und Armutsbekämpfung (SSF-Leitlinien). Die SSF-Leitlinien wurden nach ausführlichen Konsultationen im Jahr 2014 vom Fischereiausschuss der FAO (COFI) angenommen, der sich aus Regierungsvertretern zusammensetzt. Doch obwohl z. B. der Gipfel der handwerklichen Fischer 2024 in den Räumlichkeiten der FAO stattfand, war auf der COFI-Agenda kaum Platz für die rund 120 Millionen Menschen, die von dieser Fischerei und den damit verbundenen Wertschöpfungsketten leben. Das muss sich ändern.

Aber es wird nicht einfach sein! Untersuchungen zeigen, dass die Machtkonzentration der sogenannten „Schlüsselunternehmen“ in den Bereichen internationale Meeresfrüchtegewinnung, Lachsaquakultur, Futtermittel und Handel die künftige Ausrichtung der Meeresfrüchte- und Fischproduktion und damit auch die Zukunft der Meeresökosysteme entscheidend mitbestimmt (1). Die Marktposition der inzwischen als ‚Ocean 100‘ bezeichneten Unternehmen ist so dominant, dass sie 60 % der Einnahmen in der Meereswirtschaft im weiteren Sinne auf sich vereinen und die zehn größten Unternehmen mit ihren Tochtergesellschaften in acht Sektoren eine beherrschende Stellung einnehmen (2).

Dies gibt mehr als genug Anregungen dafür, wo die diskutierte transdisziplinäre Zusammenarbeit dazu beitragen könnte, das Leben auf dem Planeten zu verbessern. Sie sollte den Schwerpunkt auf gemeinsame Aktionsräume legen, in denen das breite Spektrum an Kenntnissen, Fähigkeiten, Kompetenzen und organisatorischen Anstrengungen zusammengeführt wird.

Wir sind dankbar für die Einblicke, Diskussionen und Möglichkeiten, voneinander zu lernen, und freuen uns darauf, die gemeinsame Analyse und die entstehenden Initiativen voranzutreiben.

Deutsche Übersetzung von Claudia Mense.

(1) Österblom H, Jouffray J-B, Folke C, Crona B, Troell M, Merrie A, et al. (2015) Transnational Corporations as ‘Keystone Actors’ in Marine Ecosystems. PLoS ONE 10(5): e0127533. doi:10.1371/journal.pone.0127533

(2) Virdin J, Vegh T, Jouffray J-B, Blasiak R, Mason S, Österblom H, et al., (2021) The Ocean 100: Transnational corporations in the ocean economy. Sci. Adv. 7: eabc804. doi:10.1126

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