Beitragsseiten

 

Ozean-Kompetenz für alle, 8. März 2024

Was für ein schöner Auftakt mit einem improvisierten Auftritt von Stand-up-Comedians, die ihre Compagnie passenderweise 'Improbably Performance' nennen. Sie stellten die oft absurden und widersprüchlichen "Argumente" und Meinungen dar, die man auf einigen Social-Media-Kanälen finden kann, als wollten sie das Publikum fragen: "Sind Sie gut vorbereitet und informiert oder laufen Sie Gefahr, auf einen geschickt präsentierten Humbug hereinzufallen? Vor allem aber luden sie mit ihren scheinbar unbeschwerten Stunts dazu ein, auch mal ein bißchen Spaß zu haben und sich nicht von den zunehmend dramatischen Berichten über den Zustand der Meeresumwelt und die Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels deprimieren zu lassen. Humor ist schließlich ein guter Schutz gegen Defätismus und ein Lachen gibt uns allen Energie, um neue Antworten auf die Herausforderungen zu finden.

Charlina Vitcheva, Generaldirektorin der GD MARE, sprach anschließend in einer Podiumsdiskussion mit jungen Frauen, die sich für das Meer einsetzen: Rada Pandeva vom Thalassophile Project, Stavrina Neokleus von Surfrider Europe und Leitizia Artioli vom Venice Climate Change Pavilion. Leider trugen alle Teilnehmerinnen häufig zu gut einstudierte Aussagen vor, die mit etwas mehr Spontaneität eine größere Wirkung gehabt hätten. Das tat der Relevanz der Botschaften aber keinen Abbruch.

In Sitzung 1 zum Thema Ozean-Kompetenz als Voraussetzung für eine nachhaltige blaue Wirtschaft wurden Fragen zu den wichtigsten Bedingungen gestellt, die zu einer nachhaltigen blauen Wirtschaft beitragen können, aufbauend auf den Erfahrungen mit der Stärkung von Ozean-Kompetenz und entsprechenden Fähigkeiten. Die sogenannte blaue Wirtschaft ist natürlich ein viel benutzter und häufig missbrauchter Begriff, der manchmal als Rechtfertigung für Infrastrukturen herhalten muss, die mehr Natur zerstören, als sie schützen oder gar wiederherstellen. Zur Einstimmung präsentierte Evelyn Paredes Coral von der Universität Gent die wichtigsten Ergebnisse einer Studie über Fähigkeiten und Einstellungen in maritimen Berufen. Wissen ist wichtig, um einen Job zu bekommen. In den Interviews hatten die Forscher die Einstellung zur Nachhaltigkeit der Ozeane, die Frage, was als legitime Nutzung des Ozeans angesehen wird, und die Ausübung ozeanfreundlicher Verhaltensweisen untersucht, die möglicherweise auf einem persönlichen Interesse am Ozean beruhen. Die Ergebnisse der Studie zeigten deutlich, dass das Wissen über den Ozean nicht ausreicht, um eine positive Einstellung zu erzeugen. Dies wurde auch von anderen Diskussionsteilnehmern bestätigt, die ebenfalls aufzeigten, dass Unternehmen bei ihren Mitarbeitern neben den "hard skills" auch die "soft skills" fördern müssen, dass "grüne" Fähigkeiten und die Fähigkeit zur Zusammenarbeit aktiv gesucht werden müssen. Farhat-Un-Nisá Bajwa, Centro de Investigação Marinha e Ambiental, betonte ebenfalls, dass eine sektorübergreifende Zusammenarbeit, nicht nur innerhalb enger technischer Grenzen, notwendig sei.

Ruben Eiras, Generalsekretär des Fórum Oceano, vertrat die Ansicht, dass insbesondere handwerkliche Fischer bereits über ein großes interdisziplinäres Wissen verfügen müssten und daher eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Zukunft spielen sollten.

 

In der nächsten Sitzung ging es darum, den Ozean ins Klassenzimmer zu bringen. Francesca Santoro vom IOC/UNESCO plädierte besonders eindringlich dafür, nicht nur das Wissen über die Ozeane zu fördern, sondern auch Emotionen, humanistische Werte, positive Einstellungen, bürgerschaftliches Engagement und Führungsqualitäten. Andere stimmten dem zu und ergänzten, dass es wichtig sei, mit den Gemeinden, die oft für die Grundschulen zuständig sind, zusammenzuarbeiten und die Lehrer zu unterstützen. Alle waren sich einig, dass ein fächerübergreifender Unterricht wünschenswert wäre, um optimale Ergebnisse zu erzielen. Auf diese Weise könnten auch die häufigsten Probleme wie Zeitmangel, fehlende finanzielle Mittel und andere Zwänge im Zusammenhang mit der Struktur des Lehrplans zumindest ansatzweise angegangen werden. Melita Mokos, Assistenzprofessorin an der Universität Zadar, erinnerte die Zuhörer auch daran, dass zwar viele Lehrmittel auf Englisch zur Verfügung stünden, dies aber bei vielen anderen Sprachen nicht der Fall sei und dass es den Lehrern oft an praktischer Ausbildung in diesen anderen Sprachen fehle.

In den beiden Nachmittagssitzungen diskutierten Künstler, Medienvertreter und Influencer darüber, wie man Bürger und junge Menschen am besten für die Ozean-Kompetenz begeistern kann. Sie stellten eine Reihe von Beispielen vor, um zu zeigen, was eine ansprechende Geschichte ausmacht. Wichtig sind vor allem fundierte Fakten, die so erzählt werden, dass ein menschliches Schicksal ein Gesicht bekommt und nicht in kalten statistischen Zahlen verschwindet.

Zivilgesellschaftliche Bewegungen auf der Straße, in den sozialen Medien und vor Ort, wie die Kampagne zur Unterbindung des Handels mit Haifischflossen mit mehr als einer Million Unterschriften, die die Petition unterstützten. Die Kampagne gegen den Tiefseebergbau hat dazu beigetragen, dass im Europäischen Parlament für ein Moratorium gestimmt wurde. Die gemeinsamen Anstrengungen vieler Naturschutzorganisationen, die die neuesten Forschungsergebnisse über die Schädlichkeit der Grundschleppnetzfischerei für die Meeresumwelt und das Klima verbreiteten, hatten sicherlich einen Einfluss auf die jüngste Entscheidung, die Grundschleppnetzfischerei in Meeresschutzgebieten im Rahmen der EU-Habitatrichtlinie zu verbieten.

Die andere Podiumsdiskussion war eher zukunftsorientiert und brachte die Ideen von Kindern, Jugendlichen, Bürgern und dem Publikum, Wünsche/Versprechen aus dem #MakeEUBlue-Netz, Ergebnisse anderer Veranstaltungen der Europäischen Ozeantage sowie die Vorstellungen der EU-Mission Ocean & Waters und der UN-Dekade der Meereswissenschaften zusammen. An Ideen, ob konventionell oder nicht, herrscht kein Mangel. Der Schwerpunkt muss sich darauf verlagern, mehr von diesen Ideen im täglichen Leben, in Schulen, bei Kunstveranstaltungen, in öffentlichen und privaten Einrichtungen, in Labors und auf der Straße zu verwirklichen.

Die Ozean-Kompetenz-Inseln im ersten Stock boten viele weitere Beispiele für gute Initiativen zur Nachahmung und Zusammenarbeit (siehe Fotos rechts). Das war ein Tag, um die Akkus wieder aufzuladen und mit neuer Energie weiterzuarbeiten.

Alle Fotos von Mundus maris asbl, sofern nicht anders angegeben. Wenn Sie mehr Fotos und die Aufzeichnungen der Podiumsdiskussionen des Tages sehen möchten, klicken Sie hier.

Deutsche Übersetzung von Claudia Mense.